Sind Sie schon mal im Quadrat gesprungen? 1024 725 Anke Radeschewski-Colombo

Sind Sie schon mal im Quadrat gesprungen?

Sind Sie schon mal aus dem Himmel der Werte in den Sumpf der Übertreibungen gestürzt?

Hört sich furchtbar an?

Ich finde es fruchtbar.

Das erste Mal wurde es mir bewusst als ich beruflich zwischen zwei Kulturen pendelte. Die deutschen Kollegen machten mir plötzlich seltener Komplimente mehr für mein „italienisches“ Improvisationstalent, sondern kritisierten öfter meine chaotische Arbeitsweise, während die italienischen Kolleginnen zunehmend weniger Gefallen an meiner „deutschen“ Genauigkeit fanden und mir immer häufiger Erbsenzählerei vorwarfen.

Ich hatte meine, mit guten Praktiken prall gefüllten, Schatzkästchen aus dem Himmel der positiven Werte in den Sumpf der Übertreibungen fallen lassen.

Genauigkeit ist eben nicht nur ein Teil von Berechenbarkeit, Korrektheit und Vorhersehbarkeit, sondern auch von Pedanterie, Prinzipienreiterei und Langeweile.
Und Improvisationen findet man sowohl bei Flexibilität, Kreativität und Anpassungsfähigkeit als auch bei Beliebigkeit, Chaos und Durchwursteln.

Werte entfalten Ihre Wirkung in Abhängigkeit des Kontexts, in dem sie stehen und der Dosierung, in der sie eingesetzt werden.

Wenn zum Beispiel auf der Baustelle mehrere Gewerke koordiniert werden müssen, ist die genaue Einhaltung des Zeitplans der entscheidende Erfolgsfaktor, wenn hingegen ein Gewerk unabhängig von anderen ausgeführt werden kann, ist es Prinzipienreiterei ein festes Datum vorzugeben, statt flexible Termine im Rahmen der Fertigstellungsfristen zu erlauben.

Das Gute ist: Die Quadratur des Kreises ist machbar.
Und zwar jedes Mal, weil es nicht die eine Lösung gibt und nur diese, sondern viele Wege zur goldenen Mitte der Balance.

Immer dann, wenn sowohl das Schlechte im Guten als auch das Gute im Schlechten erkannt und ausbalanciert werden, finden die positiven Aspekte aller Möglichkeiten ausgewogen zusammen. Korrektheit ist dann nicht nur Pedanterie und Prinzipienreiterei, sondern auch Berechenbarkeit und Genauigkeit und Improvisation nicht nur Chaos oder Beliebigkeit, sondern auch Flexibilität, Kreativität und Anpassungsfähigkeit.

Im Quadrat zu springen, hilft natürlich nicht nur in der anskizzierten Situation, sondern immer dann, wenn man zwischen „entweder – oder“ schwankt.

Wie ein Freund, der zwischen der Pflege seiner kranken Mutter und einem Leben ohne Verpflichtungen schwankt. Oder die Sekretärin, die Höflichkeit und Harmonie hochhält und sich im Sumpf der Übertreibungen ausbeuten lässt. Oder wie der Büroleiter, der sowohl den Teamplayer als auch den Einzelkämpfer schätzt. Oder eben wie ich, die ich im Ausland festgestellt habe, dass ich einen Teil meiner Vorstellungen von bewährter Arbeitspraxis mitnehmen und einen Teil daheimlassen kann.

Wo stecken Sie im Quadrat?
Bis zum Hals im Sumpf oder mit dem Kopf in den Wolken?

Schreiben Sie mir von Ihren Erfahrungen.

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